Die Geschichte der Evangelischen Kirche zu Ronshausen reicht zurück in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. Um 1240 wurde der quadratische Chorturm mit seiner halbrunden Altarnische (Apsis) erbaut.
Im Jahr 1900 wurden die beiden Fenster eingebrochen - die Jahreszahl findet sich im äußeren Maßwerk des größeren. Weil - entsprechend reformierter Tradition - kein farbenprächtiges Lichtspiel vom Hören des gepredigten Wortes ablenken sollte, wurde das kleinere Buntglasfenster 1901 zunächst noch mit einem schwarzen Tuch (Rechnung) zugehangen.
Das Kirchenschiff wurde um 1430 an den Chorturm angebaut. Seine heutige Ausgestaltung erhielt es in den Jahren 1714 bis 1716 (Pastor Ross, 1715).
An drei Seiten laufen zweigeschossige Emporen um den Kirchenraum herum, der von einer Holztonnendecke überwölbt wird. Über dem Chorbogen führt ein Laufgang zur Glockenstube der ehemaligen Wehrkirche.
Die hölzerne Kanzel und der Kanzeldeckel stammen aus den Jahren 1658 bzw. 1675. Der Taufstein wurde am 05. Juni 1994 in Gebrauch genommen. In das ursprüngliche Orgelgehäuse von 1719 wurde 1913 ein neues Orgelwerk mit zwei Manualen eingebaut.
Das Kirchenbuch vermerkt wörtlich: "Anno 1715, in welchem Jahr die Kirch gebauet, ist kein Mensch hier gestorben, hat auch niemand sterben wollen, sondern haben alle die neue Kirche erst erleben wollen; ist also Stillstand gewesen vom 13. Dezember 1714 bis zum 7. Juni 1716."
1719 war die derbe Bauernmalerei dann vollendet.
Wenn ich die täglich von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnete - Kirche durch den Haupteingang betrete, habe ich über mir an der ersten Empore die beiden Apostel Paulus und Petrus und die vier Evangelisten Lukas, Markus, Matthäus und Johannes im Rücken. Gemeinsam betrachten wir die Darstellung dreier alttestamentlicher Geschichten und einer neutestamentlichen Szene an der gegenüberliegenden Empore.
ronshausen adamMir sticht sofort das Bild vom Fall der Schöpfung ins Auge. Es erzählt mir:
Aus dem Paradies herausgefallen ist der Mensch. Von der Frucht hat er gegessen. Nun weiß er, was gut und böse ist. Nun ist er wie Gott. Erwachsen ist er. Mündig ist er. Und selbstverantwortlich. Fragt sich nur: vor wem eigentlich?
Wir haben das Schicksal der Erde und unser eigenes Leben in die Hand genommen. Und damit haben wir inzwischen auch einiges geschafft. Wir haben die Lebensqualität verbessert.
Aber die andere Seite dieses Erfolges ist auch zu sehen: Wir haben die Erde in die Hand genommen wie einen Apfel. Und beißen rein und lassen es uns gut schmecken. Wir verzehren die Erde langsam aber sicher wie einen Apfel. Und dafür müssen wir bezahlen. Nicht mit Geld, sondern mit Verlust. Wir machen Schulden, indem wir die Güte und die Güter der Erde ausbeuten. Und das beginnt uns über den Kopf zu wachsen.
Die Opfer dieser Entwicklung sind Pflanzen, sind Tiere und sind Menschen. Wir bringen uns gegenseitig um - wie Kain den Abel erschlagen hat - damals auf seinem Acker. Wir leben auf Kosten der Erde und auf Kosten der Armen, die für einen Hungerlohn arbeiten sollen und daran sterben.
Da sucht Gott uns auf und findet uns Kainssöhne. Und er schlägt uns nicht, sondern er gibt uns ein Zeichen: den Menschen Jesus. Ihn "bewaffnet" er mit Gerechtigkeit und Liebe. Und die bringt er unter die Menschen, zu Kain und Abel, zu uns.
Den guten Hirten nennen wir ihn. Mit dem Hirtenstab kommt er. Da ist Heil in unserem Unheil. Da ist Licht im Dunkel. Da ist Leben im Tode. Da ist die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Hier unten auf der Erde, mitten unter uns. Da ist der Himmel auf Erden. Und die Sehnsucht nach Leben bricht erneut auf. Das Paradies ist doch möglich.
Diese Nachricht ruft uns heraus aus unserer Lähmung und verpflichtet uns, am Himmel auf Erden weiterzuarbeiten. - so wie seinerzeit der Prophet Elisa die Nachfolge des Propheten Elia antrat und zum Zeichen dafür den Prophetenmantel aufhob und sich auf den Weg machte.